Ich habe vor, im Laufe des nächsten Jahres ein Wahlkampfhandbuch zu schreiben. Die „Beta-Version“ der Kapitel werde ich hier veröffentlichen und würde mich über Kommentare, Anregungen und Fragen sehr freuen.
Heute ein Thema, dass fast ganz am Anfang jedes Wahlkampfes stehen sollte: Die Botschaft
Ich habe bereits mehrere Wahlkämpfe organisiert und konzipiert, darunter den der Überlinger OB Sabine Becker. Klar, die Stärken-Schwächen-Analyse ist sinnvoll. Ich möchte aber dringend davor warnen, sich negativ über einen anderen Bewerber zu äußern. Das gilt als tabu.
Das ist eines der heikelsten Themen. Dabei gibt es zwei Fragen, die vor einem Angriff zu klären sind.
Viele Angriffe sind schon überhaupt nicht sinnvoll. Persönliche Angriffe, Schlammschlachten, etc. haben in den seltensten Fällen den gewünschten Erfolg.
Es gibt aber auch Themen, die den Erfolg bringen können — Herman Cain kämpft gerade mit einem solchen Angriff. Hier ist dann die Frage, ob sich Wahlkampfleiter und Kandidat wohl damit fühlen („Kann ich mir morgens noch in den Spiegel schauen?“)
Und dann gibt es noch die große „Grauzone“. Es reicht eben gerade für den Herausforderer / die Herausforderin nicht nur, selber eine gute Alternative zu sein. Die Wählerinnen und Wähler müssen auch bereit für einen Wechsel sein. Das sind sie nicht, wenn der Amtsinhaber einen perfekten Job macht.
Das wird nicht immer explizit gemacht, aber ich wüsste nicht, dass jemand eine Amtsinhaberin oder einen Amtsinhaber abgelöst hat, ohne dass dieser kriitisiert wurde. Das muss in den seltensten Fällen durch den Kandidaten geschehen. Aber irgendwer muss auch mal sagen, warum überhaupt ein Wechsel notwendig ist.
Hier mal ein Beispiel, in dem sich ein späterer Wahlsieger negativ über den Amtsinhaber äußert. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.landtagswahl-kretschmann:-mappus-fuehrt-unanstaendigen-wahlkampf.bfeafe80-fcb3-4015-8eff-dacb22b84b24.html
Auch wenn es sich um einen Gegenangriff handelt, handelt es sich um einen Angriff. Und auch wenn es im konkreten Beispiel um die Wahlkampfführung geht, so war der mangelnde moralische Kompass ein Thema, dass in Variationen immer wieder gegen Mappus vorgebracht wurde. (siehe zum Beispiel auch http://www.sueddeutsche.de/politik/baden-wuerttemberg-interview-mit-gruenen-kandidat-kretschmann-mappus-ist-nicht-konservativ-1.1076207)
Also auch wenn negative Äußerungen als tabu gelten, so sind sie doch gang und gäbe und werden von den Wählerinnen und Wählern nicht abgestraft.
Sehr geehrter Herr,
wir interessieren uns für ihr Wahlhandbuch. Wo kann man dieses erhalten.
freundliche Grüße
A.Winkler
Sehr geehrte Frau Winkler,
Herzlichen Dank für Ihr Interesse — der aktuelle Stand findet sich hier: http://www.wahlkampfmanager.org/?p=39
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Schwerdtfeger